Warum ist ein Feuerwerk vom Pyrotechniker so teuer?

Warum ist ein Feuerwerk vom Pyrotechniker so teuer? Nun, um diese Frage zu klären und um sich auf die Tatsachen einzulassen, vermag es in erster Linie Verständnis und Einfühlungsvermögen beim Kunden. In diesem Artikel möchte ich versuchen zu erklären, was der Kunde nicht sieht.

Wir nehmen als Beispiel einen Bäcker. Das Brötchen welches wir gern zum Frühstück verzehren kostet in der Herstellung einen Bruchteil dessen, was der Kunde bei der Verkäuferin an der Kasse bezahlt. Aber warum ist das so? Der Kunde bezahlt im Endeffekt nicht nur das leckere Vollkorn-Brötchen, sondern auch die Herstellung, die Arbeitsleistung, den Verschleiß der Maschinen, Strom, Wasser, die Miete der Bäckerei und die Einrichtung der Bäckerei. In etwa so verhält es sich auch bei der Kalkulierung eines Feuerwerks zu einer Hochzeit, einem Geburtstag oder einem anderen Event.

Die Kunden haben oft Ihre genauen Vorstellungen; das Feuerwerk soll 10 Minuten am Himmel brennen, am besten nach Musik und möglichst nichts kosten. Oder anders gesagt; das Brötchen soll nichts kosten aber total lecker schmecken. Der Pyrotechniker hat dann oft das Problem, dem Kunden ruhig zu erklären, warum die Vorstellungen nicht ganz mit der Realität konform sind.

 

Was sind nun die Gründe, weshalb ein Feuerwerk so teuer erscheint?

Fangen wir von vorn an: Vor dem Feuerwerk, also nachdem der Kunde mit dem Auftragnehmer Kontakt aufgenommen hat, sich über das Budget geeinigt -und ein möglicher Veranstaltungsort kommuniziert wurde, fängt die Arbeit für den Pyrotechniker an. Das Feuerwerk muss bei der Behörde angezeigt werden. Im laufe der Zeit kann es allerdings passieren, dass sich die Behörde beim Pyrotechniker meldet und ein Feuerwerk auf dem vorgesehenen Veranstaltungsgelände untersagen muss. Das kann viele Gründe haben. Oftmals sind es Naturschutzgründe.

Hat der Pyrotechniker in mehreren Stunden (Idealfall) mit dem Kunden die Wünsche kommuniziert, kann es an die Praktische Arbeit gehen. Der Pyrotechniker setzt sich an seinen Computer und schreibt ein Programm. Das funktioniert in der Regel mit einer Software die mit dem Zündsystem kompatibel ist mit welchem der Pyrotechniker arbeitet. In dieser Software setzt der Pyrotechniker aus seiner Effektdatenbank das Programm für den Kunden zusammen. An welcher Stelle soll sich die Bombe am Himmel öffnen, an welcher Stelle kommen Bodenellemente (Frontpositionen) zum Einsatz wie Vulkane oder Sonnen, wann fliegen Kometen umher und und und.

Ist die Show erst einmal im Kasten und da können unter Umständen, je nach Show, mehrere Tage ins Land gehen, suchen Mitarbeiter auf dem Werksgelände aus den Bunkerräumen die benötigten Effekte zusammen. Der Pyrotechniker hat im Normalfall noch andere Kunden die er zu bedienen hat. Kugelbomben, Vulkane, Kometen und Batterien werden nach Vorgabe des Pyrotechnikers sortiert, präpariert und in Kartons zum Transport vorbereitet. Je nach Umfang und Aufwand muss der Pyrotechniker kreativ sein und hin und wieder auch Heimwerkern. Würde ich alles aufzählen, so sprengt es diesen Artikel.

Um gewisse Arbeitsabläufe zu optimieren, werden Kometen, also Einzelschüsser (Single Shots) bereits in den Bunkerräumen gesteckt[1] und an entsprechende Zündmodule (slaves) angeklemmt. So das der Pyrotechniker auf dem Abbrandplatz nicht noch alles verkabeln muss. Ist auch dieser Schritt abgearbeitet und für den Transport vorbereitet, kann das Einladen der Effekte in den Transporter beginnen.

 

Für jede Kugel- oder Zylinderbombe wird ein Mörser benötigt. Das sind Abschussrohre aus GFK die für die unterschiedlichsten Kaliber hergestellt werden. Um die Abschussrohre zu fixieren benötigt man noch entsprechende Gestelle. Einige sind aus Holz, andere aus Stahl. Pyrokabel, Kabelrollen, Feuerlöscher, Abdeckplanen, Besen, Werkzeug…. Alles das muss mit und die Arbeit, also das Verladen in den Transporter, beginnt in der Regel schon Vormittags.

Der Kunde muss verstehen, dass der Pyrotechniker zu 99% keine Raketen im klassischen Sinne schießt. Bei Großfeuerwerken nennt man diese Effektkörper >Bomben<. Also entweder in Kugelform (Kugelbomben) oder zylindrischer Bauart (Zylinderbomben). Diese Effektkörper werden in Kaliber bemessen. In einem klassischen Feuerwerk werden oftmals Kaliber von 50mm bis 200mm verwendet. Hin und wieder sieht man auch exotische Kaliber wie 250 bis 400mm. Nach oben hin sind im Prinzip keine Grenzen gesetzt. Physikalisch gesehen werden die Effektbilder am Himmel jenseits der Kaliber 600mm-Marke auf Grund der Erdanziehungskraft unschön und statt einer Kugel formt sich ein Ei. Über solche Kaliber müssen wir uns ehrlich gesagt keinen Kopf zerbrechen. Diese sind überwiegend in Japan anzusehen und, unbezahlbar.

 

Auf dem Abbrandplatz angekommen, sperren die Mitarbeiter das Gelände großzügig ab, Bombengestelle und Frontpositionen werden in Stellung gebracht und die Effektbomben in die Abschussrohre verladen und verzündert[2]. Effekte werden mit dem Zündkabeln an die Zündanlage verheiratet und geprüft ob alles OK ist. Das alles kann gut (je nach Umfang) 3 oder 4 oder noch mehr Stunden in Anspruch nehmen.

Nun, nachdem es Dunkel wurde, kann die Show beginnen. Der Kunde ist zufrieden, begibt sich wieder zu seinen Gästen und der Pyrotechniker beginnt damit, den Abbrandplatz zu reinigen. Also Papier was vom Himmel fiel aufzusammeln und alle Gestelle und technischen Geräte wieder zurück in den Transporter zu laden. Am Werksgelände angekommen wird meist noch der Müll entsorgt und der Transporter ausgeräumt. Damit endet der Arbeitstag des Feuerwerkers.

Apropos Arbeitstag: Dieser beginnt dann meist zwischen 7 und 9 und endet zwischen 23 und 2 Uhr.

 

 

Fassen wir zusammen

Der Ablauf wie oben beschrieben ist eine Grobe Zusammenfassung. Es hängt meist noch viel mehr zusammen aber es würde einfach unverständlich werden und das ist nicht das Ziel dieses Artikels. In der Zusammenfassung lässt sich festhalten; für ein Feuerwerk hat der Pyrotechniker eine Menge Aufwand die der Kunde nicht kennt und auch nicht sieht. Die Arbeit beginnt bereits nachdem der Kunde mit dem Feuerwerker Kontakt aufgenommen hat. Das können auch 2 Monate zuvor sein. Oder gar ein längerer Zeitraum.

Dieser Aufwand, diese Arbeit muss irgendwie refinanziert werden. Das hier der Pyrotechniker Verluste einstreicht, dürfte hoffentlich eindrucksvoll dargestellt worden sein. Würde der Feuerwerker all seine Arbeitsstunden dem Kunden in Rechnung stellen, dann würde der Auftraggeber viele tausende Euro bezahlen und hätte noch gar kein Feuerwerk. 

Wie beim Bäcker, muss auch der Pyrotechniker gewisse Dinge in die Rechnung einbeziehen wie beispielsweise Lagerung der Effekte, Wartung des Transporters, Sprit, Strom, Reparatur der Abschussgestelle, den Lohn der Mitarbeiter und einiges mehr.

Es sollte also keine Frage des Geldes sein, sondern wie viel ist es dem Kunden Wert einen einzigartigen Moment zu erleben und gleichzeitig an die Menschen zu denken, die für diesen einzigartigen Moment verantwortlich sind. Es ist auch eine Sicherheitsfrage. Denn je billiger desto unseriöser sind letztlich die Auftragnehmer. Denken Sie als Kunde an die Sicherheit Ihrer Gäste und sparen Sie nicht am falschen Ende.

 

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